Oelsnitz wittert die nächste große Chance
Stadtrat beschließt Bewerbung um Landesgartenschau 2015 - Gelände am Bahnhof steht im Mittelpunkt - Konkurrenz unter anderem in Nordsachsen
VON MICHAEL MÜLLER
Oelsnitz. Die erneute Bewerbung der Stadt Oelsnitz um die Ausrichtung einer Landesgartenschau ist beschlossene Sache. Der Stadtrat hat dem Vorschlag der Verwaltung, um den Zuschlag für die Schau im Jahre 2015 ins Rennen zu gehen, mit großer Mehrheit zugestimmt. Bürgervertreter und Rathausspitze erhoffen sich von dem Projekt neben einigen Hunderttausend Besuchern und einer nachhaltigen Steigerung des Bekanntheitsgrades von Oelsnitz vor allem zusätzliche Investitionen in die Aufwertung des Stadtbildes.
Dies insbesondere für das ehemalige Bahngelände am Ortsausgang Richtung Hohndorf. Einschließlich der beiden angrenzenden Teiche ist es wie schon bei der ersten Bewerbung vor acht Jahren als Kernbereich des Gartenschauareals vorgesehen-Das ist eine einmalige Chance, Mittel zu generieren, um diesen Schandfleck in ein Schmuckstück zu verwandeln", ist Stadtrat Manfred Plobner (SPD) überzeugt. Bürgermeister Hans-Ludwig Richter (parteilos) geht von insgesamt 15 bis 20 Millionen Euro aus, die - einschließlich der Fördermittel aus diversen Programmen - im Falle eines Zuschlags in Investitionen fließen würden. Oelsnitz müsste sich mit mindestens 15 Prozent beteiligen. „Das wäre aus heutiger Sicht auch machbar", so Richter.
Als Vorbild in vielfacher Hinsicht gilt Bürgermeister wie Räten die jüngste Landesgartenschau in Reichenbach, die 2009 nach Angaben der Organisatoren 450.000 Besucher zählte. Dort verwandelte sich eine hässliche Industriebrache in ein fassettenreiches Grünareal. „Wir haben uns mit den Verantwortlichen in Reichenbach bereits intensiv ausgetauscht", betont Richter. Auch in Ausrichterstädten in anderen Bundesländern habe man sich umgesehen und umgehört. „Und niemand hat uns gesagt, lasst lieber die Finger davon", schildert der Bürgermeister. „Im Gegenteil: Eine Gartenschau bringt derartige Entwicklungsimpulse, dass man auf solch eine Gelegenheit nicht verzichten sollte."
Unklar bleibt, welche Chancen Oelsnitz sich ausrechnen darf. Offiziell sind im zuständigen Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft noch keinerlei Bewerbungen eingegangen. Aber allein im Raum Leipzig trägt sich eine ganze Reihe von Kommunen mit derselben Idee. Die Stadträte von Markkleeberg haben in der vergangenen Woche bereits einen formellen Beschluss gefasst; in Wurzen und Boma ist eine Bewerbung ebenfalls Thema. Auch die Stadt Frankenberg hat für entsprechende Planungen 1o.ooo Euro in den Stadthaushalt eingestellt. Gewissheit über die Konkurrenten der Oelsnitzer herrscht erst nach dem offiziellen Bewerbungsschluss am 30. September. Eine Entscheidung des sächsischen Kabinetts, wer das Rennen macht, wird bis Jahresende erwartet.
Foto: Die Natur hat sich das heruntergekommene Bahngelände in Oelsnitz bereits ein gutes Stück zurückerobert. Wo einst lange Kohlezüge auf die Reise gingen, wachsen heute Bäumchen. Für eine Landesgartenschau könnte das Areal mithilfe von Fördergeldern grundlegend umgestaltet werden. -FOTO: ANDREAS TANNERT
Freie Presse 29./30. Mai 2010